Mit Anschaffung der Canon R5 und den damit einhergehenden Umstieg auf eine Spiegellose Systemkamera hatte ich das Gefühl, Fotografieren neu lernen zu müssen. Krass, wie viele neue Möglichkeiten und Einstellungen mir die voll digitale Kamera plötzlich bietet. Im Folgenden einen Überblick für alle, denen es so ging wie mir, die etwas brauchen, um sich mal kurz daran festzuhalten.
Touch and Drag AF
Das war für mich die wichtigste Erkenntnis auf der Suche nach etwas alt Bekanntem bei meinem Umstieg. Von meiner EOS 600D war ich es gewohnt, meinen Fokuspunkt über das Steuerkreuz bewegen zu können. Mit der R5 hatte ich vor eingestellt einen Fokusbereich, der sich nach meinem Gefühl willkürlich verhielt und nur wenn ich ohne Sucher gearbeitet hatte, also meinen Bildausschnitt über das Display wählte, konnte ich mittels Touch den Fokusbereich beeinflussen und steuern. Bequem mag man denken, wenn man aber schon so seine Routinen verinnerlicht hat, gerät man da ganz schön ins Straucheln.
Touch & drag AF bietet dir die Möglichkeit, diese Funktion zurückzuholen. Während du durch den Sucher siehst, kannst du deinen Touchscreen als Touchpad nutzen und durch Berührung und verschieben deines Fingers auf dem Display deinen Fokuspunkt steuern.
Die Einstellungen findest du im Menu unter AF und kannst sie dir nach deinen Vorlieben einschalten und konfigurieren. Positioning method beschreibt die Art, wie du das Ganze bedienen möchtest. Bei Absolut ist deine Touch-Area quasi dein Bild und du steuerst die absolute Position in deinem Ausschnitt. Bedeutet, wenn du den Finger ganz nach rechts schiebst, wandert dein Fokus auch ganz nach rechts und setzt du dann wieder links an, startet dieser auch wieder ganz links.
Möchtest du ihn aber lieber immer stückchenweise bewegen, beispielsweise deinen Fokuspunkt immer Stück für Stück weiter nach rechts bewegen und dabei deinen Finger immer wieder anheben, zurücksetzen, ohne dass dein Fokuspunkt wieder am linken Bildrand startet, dann ist Relativ deine richtige Wahl.
Deine Touch-Area kannst du auch nach deinen Vorlieben konfigurieren. Hier in der Abbildung ist es die rechte Bildschirmhälfte. Für mich hat sich aber herausgestellt, dass sich das linke untere Viertel meines Bildschirmes perfekt dafür eignet. Ich steuere dann meinen Fokuspunkt mit meinem linken Daumen und schaue dabei mit dem linken Auge durch den Sucher. Mit meinem rechten Daumen nehme ich ggf. andere Einstellungen vor wie Blendenöffnung und ISO.
AF-Betrieb
Kurz gesagt kannst du hier zwischen SERVO für bewegte Motive und ONE SPOT für stehende Motive wählen.
AF SERVO ist für sich bewegende Motive, bei denen sich die Fokusentfernung ständig ändert. Während du den Auslöser halb durchgedrückt hast, wird die Bildschärfe durchgängig angepasst. Das ist zum Beispiel besonders hilfreich beim Einzug des Brautpaares bei einer Hochzeit, bei der Fotografie von Sportlern, Tieren oder fahrenden Fahrzeugen.
AF ONE SPOT ist für unbewegte Motive. Während du den Auslöser halb durchdrückst, fokussiert die Kamera nur einmal. Das eignet sich sehr, wenn z. B. von einem Stativ fotografiert oder eben Stillleben. Und weniger, wenn man eine Hampelfrau ist, wie ich.
Aber nein, damit ist des natürlich noch nicht getan, denn es gibt noch die Möglichkeit, deinen SERVO AF zu konfigurieren. Im 3. Tab der AF Einstellungen findet ihr:
SERVO AF 1 – Auto: Hier kannst du über die Auswahl einer Falloption an deine Motive oder Aufnahmesituationen angepasste Einstellungen auswählen.
- Case 1 ist so was wie die Standardeinstellung bzw. der klassische AF SERVO für bewegliche Motive im Allgemeinen. Verwende ich in der Regel, wenn ich meine „Models“ auf mich zu oder von mir weggehen lasse.
- Case 2 ermöglicht, das Motiv zu verfolgen, auch wenn Hindernisse in die AF-Messfelder gelangen oder sich das Motiv selbst aus dem eigentlichen Messfeld bewegt. Verhinder also, dass dir die Kamera aus Versehen etwas anderes fokussiert. Macht meiner Meinung nach Sinn, wenn ich einem Motiv nachlaufe und Personen oder Gegenstände meinen Weg kreuzen, wie es z. B. bei einer Trauung vorkommen kann.
- Case 3 Fokussiert sofort auf Gegenstände/Personen, die in das AF-Messfeld geraten. Macht voll Sinn, wenn man z. B. Marathonläufer bei ihrem Zieleinlauf aufnehmen möchte oder etwas, das an genau einer Stelle eben auftaucht.
- Case 4 ist für Motive, die schnell ihre Geschwindigkeit ändern oder plötzlich aus der Bewegung stoppen. Kam bei mir bis heute noch nicht zu Einsatz, aber ich könnte mir vorstellen, dass Trampolin-Shootings da vielleicht reinfallen könnten oder Hunde beim Spielen?
- AUTO passt den AF SERVO automatisch der Motivbewegung an.
Alle Cases können individuell noch angepasst werden in ihrer Reaktionsgeschwindigkeit und Nachführ- Beschleunigung/-Verzögerung.
AF Methoden
Insgesamt gibt es 8 AF-Methoden, zwischen denen man wählen kann.
- Face Tracking erkennt und verfolgt Gesichter von Menschen oder Tieren, sofern ihr AF SERVO eingestellt habt.
- Spot AF fokussiert auf einen kleinen Bereich, den ihr mit Touch & Drag beliebig wählen könnt.
- 1-Point AF oder Einzelfeld AF ist ein etwas größerer Bereich wie Spot AF, den ihr mit Touch & Drag beliebig wählen könnt.
- Expand AF area / AF-Bereich erweitern: erweitert euer Messfeld und hilft euch bei bewegten Motiven, die mit Spot und Einzelfeld nur schwer zu verfolgen sind.
- Expand AF area Around / AF-Bereich erweit.:Umgebg: erweitert euer Messfeld noch weiter.
- Zone AF, Large Zone AF Vertical, Large Zone AF Horizontal sind verschiedene Zonen, innerhalb dessen auf Basis der Motiverkennung fokussiert wird. Das kann durch verschiedene Bedingungen wie Gesichtserkennung oder die Nähe eines Objekts beeinflusst sein.
Generell würde ich empfehlen, eure Einstellungen vor jedem Kameraeinsatz zu checken und auch Einstellungen vorzunehmen wie z. B. „Motive z. Erkennen“ dort könnt ihr zwischen Personen, Tieren und Fahrzeugen entscheiden. Auch die Augenerkennung kann bei einigen Shootings von Vorteil sein, vor allem bei Porträts.
Da ich selber meine R5 immer noch kennenlerne, würde mich natürlich brennend interessieren, wie ihr mit dem Autofokus von Canon umgeht. Schreibt gerne Kommentare mit Ergänzungen, Anregungen oder Korrekturen 🙂
Sobald ich mehr Routine habe, werde auf jeden Fall noch einen genaueren Einblick in meine favorisierten Einstellungen und damit dem Umgang mit dem AF der Canon R5 geben.